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2. Schachbundesliga   Letzte Doppelrunde der 2. Bundesliga Ost
27.02.2018 von Franz Bräuer

Ein bemitleidenswerter Dreier und genüssliche Zehner für einen Erfurter Achter



Während in Pyeongchang viele Olympioniken um die letzten Medaillen kämpften, fuhren wir entspannt zu den letzten beiden Kämpfen der 2. Bundesliga Ost nach Forchheim. Für uns galt es, eine gute Saison ordentlich zu beenden, während unser Reisepartner Magdeburg sich noch Hoffnungen auf einen Ligaverbleib machen konnte, indem gegen die Konkurrenten Erlangen und Forchheim gepunktet wurde. Unser Team stellte sich zum Abschluss fast von selbst auf. Wir traten in der Besetzung


1 Franz Bräuer
2 Jan Votava
3 Petr Haba
4 Peter Enders
5 Christian Troyke
6 Olaf Heinzel
7 Alex Steinacker
8 Thomas Casper

an.
Die Anreise verlief problemlos. An der Unterkunft empfing uns Jan mit den Worten “Hallo, Eishockeymeister” (die deutsche Mannschaft hatte sensationell das Olympische Finale erreicht) und die Dinge nahmen ihren Lauf. Im Spiellokal angelangt wurden wir vom Schiedsrichter Robert Ackermann begrüßt, der darauf hinwies, ab 17:30 Uhr zu einem Klassentreffen gehen zu wollen. Mit dem Startschuss 14 Uhr hatte er uns also versucht, ein zeitliches Ultimatum zu setzen. Mit heiterer Laune gingen wir in den Kampf mit den Forchheimern, mit denen wir schon viele harte Kämpfe gefochten hatten. Die Dinge entwickelten sich wie folgt:
Mir gelang es frühzeitig, den Veteranen Vlastimil Jansa ordentlich unter Druck zu setzen, so dass ich mit großem Vorteil aus der Eröffnung kam. Jan spielte in der Eröffnung kreativ und suchte schnell Verwicklungen. Petr wurde eine seltene Variante vorgesetzt, doch er erzielte durch präzises Spiel große positionelle Vorteile. Peter vertraute wieder einmal seinen sizilianischen Streitkräften und konnte durch ein interessantes Manöver die Damen tauschen und in ein angenehmeres Endspiel abwickeln. Christian bekam ein Eröffnungsexperiment seines Gegners vorgesetzt, das zunächst gehörig schief zu gehen schien: Die schwarze Dame zog zunächst nach d7, um sich der Fesselung des Sf6 durch den Lg5 zu entledigen und kurz darauf zurück nach d8, um den entstandenen Doppelbauern auf f6 zu überdecken. Sicherlich kein konstruktives Manöver. Olaf spielte gewohnt solide und erreichte mit Schwarz eine symmetrische Stellung, in der alles in Ordnung war. Alex spielte eine leicht ungenaue Zugfolge in der Eröffnung und suchte daraufhin jegliche Verwicklungen, obwohl seine Stellung eher strategisches Handeln verlangte. Cassi kam gut aus der Eröffnung und spielte eine Reihe logischer Züge, bis er einmal „aussetzte“ und sein Gegner das leichtere Spiel erhielt. Obwohl wir an den vorderen Brettern sehr gute und an den hinteren Brettern gute Stellungen erhielten, lief ab einem gewissen Zeitpunkt irgendetwas schief für uns. Zunächst teilten Olaf und sein Gegner gerecht die Punkte. Petr und ich konnten die in der Eröffnung erarbeiteten Vorteile ausbauen bzw. festhalten und steuerten dann beide jeweils einen vollen Zähler bei. Leider war Christians Partie an irgendeinem Zeitpunkt gekippt und plötzlich fand er sich in hoffnungsloser Lage wieder, da seine Figuren- und Königsstellung nicht mehr harmonierten. Alex versäumte es, rechtzeitig die Bremse zu ziehen und fuhr seine Stellung schrittweise gegen den Baum. Aller schlechten Dinge sollten dann auch drei sein: Jan hatte in den Verwicklungen „nicht objektiv“ genug gespielt und war in Zeitnot und somit in Schwierigkeiten geraten, wodurch er nach der Zeitkontrolle ebenfalls die Segel streichen musste. Plötzlich lagen wir 2,5-3,5 hinten und mussten zusehen, wenigstens noch einen Punkt mitzunehmen. Dies gelang uns aber, da Peter, dessen Gegner einen Bauern eingebüßt hatte, gute Technik im Turmendspiel bewies und den vollen Punkt einfuhr. Bei Cassi wurde es nach längerem zähen Probieren Remis und so stand ein 4-4 als Resultat.
Sicherlich in der Entstehung ärgerlich und hier und da vermeidbar, doch kämpften die Forchheimer wacker und verdienten sich daher den Punkt. Dies hatte ungeahnte Auswirkungen: Da Erlangen parallel Magdeburg schlug und Nürnberg überraschend gegen Aue einen Punkt holte, standen Magdeburg und Erlangen als erste Absteiger fest. Sehr schade, hatten doch beide Teams in dieser bzw. der vergangenen Saison unsere Sympathien gewonnen. Für Forchheim bedeutete dies, dass mit einem Sieg am Sonntag gegen Magdeburg der Klassenerhalt gesichert werden konnte. Da die letzte Partie gegen 20 Uhr beendet war, konnte SF Ackermann noch mit geringfügiger Verspätung zum Klassentreffen erscheinen.
Den Abend verbrachten wir in der Gaststätte unserer Unterkunft bei gutem Essen und Bier des Hauses – dem „Zehner“. Jeder von uns Acht trank mindestens für Zwei und so nahm der Abend einen heiteren Abschluss, bei dem neben Schach auch viel über Fußball und andere Sportarten diskutiert wurde.
Am Sonntag gegen Erlangen sollte es ein gemütliches Auslaufen werden, doch nicht für alle: Ich war der festen Überzeugung mit einem Sieg eine GM-Norm holen zu können. So lehnte ich nach unspektakulärer Eröffnung und frühem Damentausch im Mittelspiel Remis ab und versuchte mein Glück. Jan hatte sich offenbar zu sehr mit Eishockey befasst und war auf den falschen Gegner vorbereitet. Dieser machte ihm jedoch ein Geschenk: in einer populären Halbslawisch-Variante verwechselte dieser die Züge und statt komplizierter Verwicklungen erhielt Jan eine gesunde Mehrfigur. Petr war hingegen gut vorbereitet und stellte seinen Gegner in der Eröffnung vor eine grundsätzliche Entscheidung. Dieser spielte pragmatisch und kurz darauf wurde Remis vereinbart, was dem SF Hilverda zur IM-Norm reichte. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle! Peter vertraute seinem laufenden System und erlangte nach 1.b3 eine spielbare, mit Stellungsungleichgewichten versehenen Position. Christian hatte recht früh einen schweren Stand und gab einen Bauern, um ungleichfarbige Läufer herbeizuführen. Dennoch stand ihm eine lange Verteidigung bevor. Olafs Gegner griff zu Holländisch und es entstand eine komplexe Stellung, in der beide Seiten ihre Chancen besaßen. Alex war fest entschlossen, seine Niederlage vom Vortag auszugleichen und so legte er seine Partie früh scharf an. Objektiv schien seine Stellung schlechter zu sein, aber chancenreich. Cassi hatte den Fahrerbonus und fühlte sich nach eigener Aussage auch nicht topfit und so wurde schnell das Remis beschlossen. Es lief vieles besser als am Vortag, doch einen Wermutstropfen hatten wir noch zu verkraften: Olafs König wurde anvisiert und kurz darauf wurde er einfach mattgesetzt, wie es mir der inzwischen als Kiebitz fungierende Cassi beschrieb. Ausgleichen konnten wir dies aber prompt durch Jan, der mit seiner Verwertung keine großen Probleme mehr hatte. Peter stand auch sehr plötzlich wie aus dem Nichts sehr aussichtsreich und verwertete seinen positionellen Vorteil technisch stark im Leichtfigurenendspiel. Christian konnte den Tausch der letzten Schwerfiguren erzwingen und erbaute, nachdem er einen weiteren Bauern gegeben hatte, eine sichere Festung. Den halben Punkt hielt er bis zum Schluss ganz fest. Alex hatte sich in der Zeitnotphase ein gefährliches Freibauernpaar verschaffen können und führte seine Partie damit sehenswert, wenn sicher auch nach einigen bangen Momenten, zum Sieg. So blieb es beim Stand von 4,5-2,5 mir vorbehalten die junge deutsche Spitzenspielerin Hanna Marie Klek bis zum bitteren Ende zu bearbeiten. Nach langem Manövrieren, in dem ich objektiv sicherlich niemals besser stehen konnte, gelang es mir, die Stellung vorteilhaft zu öffnen und nach einigen weiteren Ungenauigkeiten fielen die gegnerischen Bauern wie reife Früchte und ich konnte den vollen Punkt einfahren. Eine Norm war es dann trotzdem nicht: Meine vorherige Kalkulation hatte einen falschen Eloschnitt ergeben, wodurch meine erzielte Punktzahl zu gering war.
Im Parallelkampf wurde der Abstiegskampf unfassbar spannend. Forchheim mühte sich lang und verlor am Ende sehr bitter mit 3-5 gegen Magdeburg, wodurch neben den bereits feststehenden Absteigern sich nun auch noch Forchheim dazu gesellte. So mussten wir uns von einem bemitleidenswerten Abstiegs-Dreier verabschieden, denen wir für die kommende Saison nur das Beste wünschen können. Hoffentlich sieht man sich in dieser Liga bald wieder!

Für uns steht eine gute Saison zu Buche, in der wir viele spannende Kämpfe hatten, aber auch wieder viele schöne und lustige Situationen erlebt haben. Wir sind rundum zufrieden mit unserem Endresultat (3.Platz). Wir blicken nun froh in einen hoffentlich ebenso ereignisreichen Schachsommer.


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