Am 18.09.2015 begann für uns das Abenteuer Bundesliga mit dem aus der 7. Runde vorgezogenen Einzelkampf gegen unseren Reisepartner Schwäbisch Hall. Für das erste Wochenende hatten wir folgende Mannschaft am Start:
Evgeny Romanov
Andriy Vovk
Oliver Mihok
Robert Kuczynski
Franz Bräuer
Peter Enders
Thomas Casper
Matthias Müller
und als „Geheimwaffe“ Christian Troyke, der jedoch erst am Freitagabend dienstlich aus Bulgarien kommend zu uns stieß. Für das Wochenende war ich als Mannschaftsleiter von zwei klaren Niederlagen gegen die nominell klar stärkeren Teams von Solingen und Schwäbisch Hall (die dann auch in sehr starker Aufstellung gegen uns antraten) ausgegangen und hatte uns für das Spiel gegen Trier eine kleine Chance auf etwas Zählbares gegeben.
Als wir am Freitagmittag im Hotel in Schwäbisch Hall eintrafen, war ich schon sehr froh, dass sich alle unsere ausländischen Mitspieler wie geplant am Donnerstagabend bereits eingefunden hatten.
Der Wettkampf gegen Schwäbisch Hall am Freitagnachmittag verlief dann auch wie erwartet. Die an jedem Brett besseren Gegner stellten sich im Allgemeinen ordentlich hin und warteten auf ihre Chance, die sich dann auch zwangsläufig hier oder da ergab. Einzig die Partie an Brett 1, wo Evgeny gegen den Weltklassespieler Li Chao aus China anzutreten hatte, verstand keiner so recht von uns. Der Chinese opferte einen Bauern, dann unter Damentausch einen zweiten und spielte ein reines Turm-Läufer-Endspiel so lange, bis er sein Material zurückgewonnen und unseren Mann weichgeklopft hatte. Oliver wehrte sich über 120 Züge lang bis in die tiefe Nacht hinein und musste dann doch eine unglückliche Niederlage hinnehmen. Keiner von uns hatte in seiner Partie eine Gewinnchance. Letztlich erreichten wir vier Punkteteilungen (Andriy, Robert, Matthias und ich) bei vier Niederlagen, also ein 2:6. Das Ergebnis geht auch voll in Ordnung.
Am Samstag ging es dann gegen Trier. Hier war der Klassenunterschied nicht so ausgeprägt, was sich auch sofort im Lauf der Partien zeigte. Wir hatten zudem unsere Geheimwaffe anstelle meiner Person zum Einsatz gebracht. Viele Partien nahmen einen recht ausgeglichenen Verlauf, nur Oliver, der einen starken Angriff abzuwehren hatte, gab zunächst Anlass zur Sorge. Dann jedoch übersah Matthias nach guter Eröffnungsbehandlung in einem Anflug von Schachblindheit einen einfachen Doppelangriff, der Bauernverlust und die völlige Ruinierung seiner Position nach sich zog. Das ließ sich nicht mehr reparieren. Als Beobachter stellte sich mir in diesem Moment die Frage, wer denn von uns einen vollen Punkt erzielen sollte. Dann aber gelang es Oliver nach unklaren Verwicklungen sich aus der Umklammerung zu befreien und einen Bauern zu erbeuten. Diesen Vorteil ließ er sich nicht mehr nehmen und führte die Partie sicher zum Sieg. Alle anderen Spiele endeten mit Remis, wobei zu bemerken ist, dass wir insgesamt kaum Schwierigkeiten hatten. Dieses 4:4 stellt einen schönen Erfolg für unser Team dar.
Das Spiel am Sonntag gegen Solingen (Matthias pausierte) konnten wir dann in gelöster Verfassung bestreiten. Die Solinger Spieler wiesen bis zum Brett 6 jeweils mehr als 2600 ELO auf, auch die GM Artur Jussupow und Alexander Naumann an den Brettern 7 und 8 kann man nicht unbedingt als schachliche Leichtgewichte bezeichnen. Der Wettkampf gestaltete sich ähnlich dem gegen Schwäbisch Hall. Wir erreichten wieder vier Remis (Evgeny, Andriy, Franz und Robert) und verloren den Rest. Schade nur, dass Franz sich nach spannendem Partieverlauf im Endspiel eine glatte Gewinnstellung erarbeitet hatte und dann dem allerletzten Patttrick zum Opfer fiel. Ein Großmeisterskalp hätte ihm sicher gut zu Gesicht gestanden und uns alle gefreut. So ging der Wettkampf also mit 2:6 verloren.
In Auswertung der Ergebnisse des Wochenendes möchte ich eigentlich niemanden aus unserer Mannschaft im Rahmen einer Einzelkritik besonders ins Licht oder in den Schatten stellen. Wir haben meines Erachtens das Optimum herausgeholt.
Es freut mich gesehen zu haben, dass Evgeny und Andriy in der Lage sind unsere ersten beiden Bretter gegen Gegner jenseits 2600 ELO sehr gut verwalten zu können.
Ein Sonderlob muss ich zudem Robert erteilen, der trotz fehlender Schachpraxis dreimal Remis erreichte.
Als Fazit dieses Wochenendes bleibt zunächst festzustellen, dass wir in dieser Bundesligasaison gegen klar bessere Mannschaften im Normalfall kaum Chancen haben werden. Falls wie gegen Trier gesehen die Unterschiede nicht so groß sind, kann man sich durchaus auch auf Augenhöhe begegnen. Dies lässt hoffen, dass der Punkt gegen Trier nicht der einzige für uns bleiben wird.
Abschließend bleibt mir nur noch dem SK Schwäbisch Hall für die Ausrichtung und Gastfreundschaft zu danken.
Thomas Casper