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Deutsche Blitz-MM in Herford - Ein Bericht von Franz Bräuer
11.06.2017 - 21:59

ESK bei der Deutschen Blitzmannschaftsmeisterschaft
Anderer Spielort, gleiches Ergebnis


Am 10. Juni fand im beschaulichen Herford in Ostwestfalen die diesjährige Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft statt. Nach der erfolgreichen Qualifikationsrunde in Gera trat das Team des Erfurter SK in folgender Aufstellung an:


1 Franz Bräuer
2 Heiko Machelett
3 Peter Enders
4 Matthias Müller

Nach einer über dreistündigen Anreise genehmigten wir uns unweit der Unterkunft das Abendbrot in einer auf Flammkuchen spezialisierte Gaststätte. Am späteren Abend wurde dann noch etwas Schach geübt, da der internationale Standardmodus 3min. + 2sec. erstmals auf der DBMM gespielt wurde. Peter formulierte es treffend: „Dieser Modus ist ein Zwischending aus Blitz und Bullet.“.
Nach einem ordentlichen Frühstück am nächsten Morgen ging es pünktlich zum Spiellokal im Sitzungssaal des Herforder Kreishauses, welches an Kapazität und Atmosphäre keine Wünsche offenließ. 26 Mannschaften nahmen in diesem Jahr teil, 25 Runden standen also auf dem Programm. Leider zogen sich die Ansprachen vor dem Turnierbeginn unnötig in die Länge und so starteten wir erst mit einer deutlichen Verspätung ins Turnier.
Zu Beginn ging es gleich gegen den Titelverteidiger Bad Emstal/Wolfhagen, welche diesmal zwar nicht Kramnik und Co. an die Bretter schickten, aber dennoch mit vier sehr starken russischsprachigen Titelträgern (u.a. GM Zubov und GM Rublevsky) aufwarteten. Es setzte eine 0-4-Klatsche. Danach stabilisierten wir uns etwas, holten bis zur Mittagspause allerdings nicht besonders viele Punkte, wobei uns besonders das unglückliche und unnötige 1-3 gegen Caissa Schwarzenbach wehtat. Vielleicht ein Wink, dass uns Caissa an diesem Tag nicht hold sein sollte …?! Der Tabellenstand zur Halbzeit wies uns auf Platz 12 aus, womit wir natürlich nicht zufrieden sein konnten.
Besonders erwähnenswert an dieser Stelle das faire Verhalten der Schachfreunde von Noris Tarrasch Nürnberg, welchen aufgefallen war, dass unser Kampf gegen sie, den wir mit 2,5-1,5 gewonnen hatten, im Turniersystem falsch eingegeben worden war. Nach der Meldung an den Hauptschiedsrichter wurde dies korrigiert und wir hatten 2 Mannschaftspunkte mehr auf dem Konto. Respekt und Dankbarkeit für diese Geste!
Nach der Pause starteten wir mit einem 2-2 gegen den späteren Vizemeister Solingen und konnten eine kleinere Siegesserie starten, welche dann jäh vom Bochumer SV 02 gestoppt wurde. Aus diesem Kampf stammte allerdings das folgende witzige Fragment:


K. Lagno – F. Bräuer

Die ehemalige Blitz- und Schnellschachweltmeisterin hatte mich sauber überspielt und ein gewonnenes Endspiel erreicht, dort dann allerdings nicht den Sack zugemacht. In der Diagrammstellung spielte ich nun 1…c4, wonach Schwarz Remis hält. Es folgte 2.b4 c3+ 3.Kb3 c2! und bei beiderseits knapper Zeit und dem offensichtlichen Bestreben, unbedingt gewinnen zu wollen, spielte meine Gegnerin nun 4.Lxc2?? (4.Kxc2 Kc4 ist Remis) und machte nach 4…h3 ein langes Gesicht, da Schwarz nach 5.Ld1 nun studienartig durch 5…Ke3! gewinnt. Wir verloren den Kampf 1,5-2,5, die Sympathien lagen wegen des komischen Partieendes allerdings bei uns.
Der restliche Turnierverlauf ist schnell erzählt: wir spielten mannschaftlich geschlossen, verloren keinen Kampf mehr und erreichten wie im Vorjahr mit Platz 7 eine Top10-Platzierung. Dies ist aufgrund der Tatsache, dass wir (wie üblich) mit einem Team ohne Legionäre antraten, eine sehr gute Platzierung. Im Kampf um die Top5 konnten wir leider nie eingreifen, zu stark waren die mit Legionären gespickten Teams. Zu den Einzelergebnissen: Ich (11,5) und Heiko (12,5) bildeten eine solide Vorderachse, während Peter (16) und Matthias (15,5) eine starke Hinterachse bildeten. Jeder von uns hatte seine guten und schlechten Partien bzw. Turnierphasen, doch unter dem Strich stand eine geschlossene Mannschaftsleistung, die uns typischerweise auch in den Ligakämpfen auszeichnet.
Sieger wurde wie im Vorjahr das Team von Bad Emstal/Wolfhagen aus Hessen. Zwar war für sie die Konkurrenz diesmal größer als im vergangenen Jahr, doch wie auch damals mutete diese Aktion seltsam an. Wenn in den nächsten Jahren andere Teams ebenfalls ausschließlich mit Legionären antreten, um die Dynastie der Hessen durchbrechen zu können, so muss der Sinn der Veranstaltung hinterfragt werden.
Dem gastgebenden Verein Königsspringer Herford gebührt ein großes Lob, für eine gute Organisation in einem wunderbaren Spiellokal!
Zu guter Letzt noch eine kleine Leseraufgabe anhand Peters Partie aus dem Kampf gegen Remagen:


Weiß am Zug. Wie brachte Peter die Partie großmeisterlich zu Ende?


Rudolf Ruether


gedruckt am 29.03.2024 - 05:42
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