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2. Schachbundesliga   Ein wenig Schachmüdigkeit
15.03.2016 von Rudolf Ruether

von Thomas Casper

5. Bundesliga-Wochenende Norderstedt 12.-13.03.2016



Am 12. und 13.03.2016 fanden die zehnte und elfte Runde der Bundesliga in Norderstedt statt. Am Samstag ging es zunächst gegen Hamburg. Wir waren mit folgender Mannschaft nach Norderstedt gereist:


Andriy Vovk
Jan Votava
Petr Haba
Franz Bräuer
Heiko Machelett
Peter Enders
Bernd Vökler
Thomas Casper

Unser Gegner war klar favorisiert und alles andere als eine Niederlage wäre aus unserer Sicht schon eine klare Überraschung gewesen. Der Wettkampf bewegte sich dann auch in den erwarteten Bahnen.

Wir bauten uns alle eigentlich gar nicht so schlecht auf, aber fast überall kam dann im Mittelspiel die Überlegenheit unserer Gegner zum Tragen. Andriy und Jan lieferten spannende Partien, wobei Andriy sich sogar einen klaren Vorteil erspielte. Allerdings wurde die Bedenkzeit an unseren ersten beiden Brettern dann knapp und die Spiele gingen leider verloren. Petr und Peter erreichten relativ mühelos Ausgleich und sicherten sich beide ein Remis. Franz brachte ein (erzwungenes aber starkes) Qualitätsopfer gegen IM Rasmus Svane, war dann aber bei ebenfalls knapper Bedenkzeit darauf angewiesen, immer die exakten Züge zu finden, was irgendwann einmal misslang und er so in einem verlorenen Endspiel landete, welches er noch wenig hinschleppte, aber am vorgezeichneten Ausgang nichts mehr ändern konnte. Wie sich hinterher herausstellte, hatte sein Gegner damit seine letzte GM-Norm so gut wie sicher. Heiko verlor nach guter Eröffnungsbehandlung im Mittelspiel den Faden und die Partie. Bernd hatte sich ausgezeichnet vorbereitet und präsentierte dem Jungtalent Dimitrij Kollars eine ausgefallene Variante in der Spanischen Partie. Leider hatte Bernd dann den Weg zum deutlichen Vorteil vergessen, er wählte ein Abspiel, was ihm nur einen minimalen Vorteil brachte. Der Mehrbauer im Turmendspiel erwies sich dann als zu wenig; also Remis. Ich kam gut aus der Eröffnung, spielte dann aber zu ambitioniert, was mir einen „toten“ Randspringer einbrachte. Nachdem mein Gegner jedoch einen Bauern einstellte, hatte ich (auch bei wenig Bedenkzeit) noch zweimal die Chance mich zu konsolidieren. Diese Möglichkeiten nutzte ich nicht, und so gingen der Unglücksspringer und die Partie schließlich verloren. Endstand letztlich 1,5:6,5, vielleicht ein wenig zu hoch, aber eine verdiente Niederlage.

Am Sonntag spielten wir gegen den Tabellenletzten Norderstedt. Dies war aus unserer Sicht ein Spiel mindestens auf Augenhöhe und wir hofften auf eine Punktausbeute. Die Norderstedter waren mit einer relativ schwachen Mannschaft gegen unseren Reisepart Schwäbisch Hall am Samstag angetreten und wir erwarteten gegen uns schon die ein oder andere Verstärkung, die dann auch kam. Es war für uns natürlich nicht möglich, die Aufstellung unserer Gegner vorab einzuschätzen, so dass unsere Leute meist auf gut vorbereitete Gegenüber trafen. Dazu gesellte sich noch die uns lästige Favoritenbürde.

Es entwickelte sich ein ausgeglichener Kampf. Die Norderstedter waren in erster Linie darauf bedacht wenig Fehler zu machen und nichts einzustellen. Wir hatten dem nicht allzu viel entgegenzusetzen. Andriy (mit etwas Mühe), Jan, Heiko (auch mit etwas Mühe) und ich spielten letztlich recht anspruchslose Remispartien. Petr hatte nach ca. 20 Zügen ebenfalls eine ausgeglichene Position, beschloss dann jedoch die Dinge etwas zu verschärfen. Dies brachte ihm zwar einen Bauern, dem Gegner aber starken Angriff, den dieser zum Damengewinn ausnutzte. Das sich ergebende Endspiel erwies sich für Petr als unhaltbar. Franz hatte die Möglichkeit einer Zugwiederholung, „zog es aber vor“, im Rahmen einer Fehlkalkulation (er hatte einfach falsch „gezählt“) lieber die Qualität abzugeben. Er konnte sich schließlich bei seiner Gegnerin Marta Michna bedanken, dass diese ein unklares Endspiel mit zwei Türmen gegen Franz‘ Dame dem sofortigen sicher möglichen Totschlag vorzog. So konnte sich Franz ins Remis retten. Peter landete nach ausgeglichener Eröffnung in einem Läuferendspiel, in welchem sein Gegenüber zunächst einen Bauern einstellte. Nun war die Partie eigentlich als gewonnen einzuschätzen, aber Peter gab das Kompliment zurück, schickte seinen König auf die falsche Route und man trennte sich friedlich. Bernd opferte in der Eröffnung eine Figur, erhielt dafür einen brettumfassenden Bauernkomplex, stand wahrscheinlich auch besser, übersah aber einen Befreiungsschlag seines Gegners, wonach dann auch nicht mehr viel übrigblieb und ein Remis vereinbart wurde. Damit ging der Wettkampf bei sieben Remis und einem Verlust mit 3,5:4,5 verloren.

Wir haben an diesem Wochenende keine Partie gewinnen können. Damit gehen die beiden Mannschaftsverluste auch in Ordnung. Es mag sein, dass bei dem einen oder anderen noch die unglücklich verlorenen Wettkämpfe des letzten Bundesligawochenendes im Kopf herumspukten. Mancher fühlte sich möglicherweise ein wenig ausgebrannt. Weiter geht es in vier Wochen in Baden-Baden.

Abschließend danke ich dem SK Norderstedt für die Ausrichtung und Organisation des Bundesligawochenendes.



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